Jakob Senns schriftstellerisches Wirken
in St.Gallen & «Kriminalgeschichten»
Jakob Senn heiratet 1864 Anna Brandenberger, die Mutter seines im März 1862 geborenen Sohnes August, und zieht von Zürich zu ihr nach St.Gallen.
Wirt im Restaurant «Zum Zeughaus» / Mit Hilfe des Stiftsarchivars Wilhelm Eugen von Gonzenbach übernehmen sie das Gasthaus «Hinter Mauern» von Annas Herrschaft und führen es bis 1867 unter dem Namen «Zum Zeughaus» als Bierlokal weiter. Jakob Senn widmet sich seiner schriftstellerischen Arbeit und betätigt sich daneben im Stiftsarchiv.
Das heutige Restaurant Zeughaus im St.Galler Stiftsbezirk
Drei Buchpublikationen / Die Zeit in St.Gallen dürfte nicht die unglücklichste seines Lebens gewesen sein. 1865 erschienen drei umfangreiche Werke, Biographien über den enthaupteten Zürcher Heerführer und Bürgermeister Hans Waldmann und den hingerichteten Pfarrer und Statistiker Johann Heinrich Waser und - der Zeit weit voraus - «Kriminalgeschichten», eine auf sechshundert Seiten ausgebreitete Sammlung von einundvierzig haarsträubende Fällen.
Spekulationsideen / Danach erscheint nichts mehr. Jakob Senn beginnt zu spekulieren. Er nimmt bauliche Veränderungen an seinem Haus vor. Dies Ganze der Veränderung koste 2000 Franken und gedenke er es nachher zu verkaufen, berichtet Heinrich Senn.
Wirt im Restaurant «Vor Speisertor» / Tatsächlich veräussert Jakob Senn die Wirtschaft «Zum Zeughaus» Mitte 1867 für 16'000 Franken und kauft für 40'000 Franken die Liegenschaft «Vor Speisertor», die er wiederum als Wirtschaft ausstattet. Nach einem Besuch in St. Gallen notiert Heinrich: Jakob hatte es anscheinend schön eingerichtet, eine Wirthschaft in Bier, Wein u. Kaffe[e], alle Lokale schön neu möbli[e]rt. Finanzielle Schwierigkeiten folgen auf dem Fuss.
Das Restaurant «Vor Speisertor» auf einer Zeichnung von
G. Hungerbühler aus dem Jahr 1867
Auswanderung nach Südamerika / Im November 1868 verlässt Jakob Senn überstürzt St.Gallen und wandert mit seiner Frau nach Uruguay aus.