Literatur und Geschichtsschreibung
Der Roman «Hans Grünauer» und ein Tagebuch als Glücksfall
Vom Heimweber zum Dichter: Jakob Senns literarische Verarbeitung dieser eigenen spannenden Entwicklung ist das eine. Deren historische Genauigkeit, die sich vielfach im Tagebuch des jüngeren Bruders Heinrich Senn spiegelt, ist das andere. Das Zusammenspiel der Quellen erlaubt es, einen allgemeingültigen Blick auf die ländlichen Bildungsbestrebungen im vorletzten Jahrhundert zu werfen.
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein haben die Landschulen den Kindern das Lesen meist nur in Form mechanischen Buchstabierens beizubringen vermocht. Das Lesebedürfnis hat sich deshalb bei der breiten Masse lange Zeit in Grenzen gehalten. Erst durch die Schulreform der 1830er Jahre wird die Alphabetisierung und Literarisierung der Landbevölkerung energisch vorangetrieben.
Die politischen Auseinandersetzungen zwischen den fortschrittlichen und konservativen Parteien, die 1839 zum Sturz der liberalen Zürcher Regierung, 1847 zum Sonderbundskrieg und 1848 zur Gründung des Schweizer Bundesstaates führen, schüren daraufhin das allgemeine Informationsbedürfnis, das angesichts der demokratischen Bewegung der 1860er Jahre noch einmal anschwillt.
So entsteht auch auf dem Land nach und nach zuerst ein lokaler Zeitungs- und später auch ein lokaler Buchmarkt.